Der Wind pfeift draußen und das Boot schaukelt gemütlich hin und her. Ein produktiver Tag. Schöne Gespräche aber irgendwie auch vorangekommen. Ein guter Tag! Vorangekommen? Ich stolpere wieder über mein eigenes Wort. Eigentlich gefällt es mir hier ganz gut! Wo will ich denn hin? Es sind die alten Muster in meinen Gedanken, die mich immer wieder aufscheuchen. Wie gestern, als ich erst um 10 aufwachte und direkt ein schlechtes Gefühl hatte. Eigentlich wache ich ständig spät auf aktuell. Ist das schlimm? Ist es die Leistungsgesellschaft, die mich verfolgt oder ist es tatsächlich der Wunsch mehr vom Tag zu haben. Der Wind pfeift ordentlich. Wird es wieder eine stürmische Nacht? Ich muss es gleich mal prüfen.
Die Geschwindigkeit hier gefällt mir eigentlich grad sehr gut. Klar, ich bin mit Projekten noch nicht ganz so fest eingespannt. Das wird auch noch mehr werden. Oder liegt es daran, dass ich das, was ich mache, nicht so sehr als Arbeit wahrnehme. Oder als etwas Schlimmes? Arbeit = schlimm. Ist das der alte Glaubenssatz?
Heute auf dem Weg zum Supermarkt Tom getroffen. Bisschen geschnackt. Er ist Bootsbauer und arbeitete gerade, aber Zeit für einen Schnack ist immer. Kennen die hier überhaupt Stress? Vielleicht beim Einkaufen, denn das muss man genau planen. Der Supermarkt hat Sonntags und Montags geschlossen und ist auch an allen anderen Tagen nur von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Aber eigentlich habe ich nicht das Gefühl, dass hier irgendwer gestresst ist. An der Kasse musste ich heute etwa 5 Minuten warten, weil die Besitzerin noch Regale einräumte. Personal gibt es nicht.
Das Boot legt sich auf die Seite. Ordentlich Wind. Ich schaue nach: 7-8 in Böen aber es soll etwas weniger werden. Ich mag, wie jede*r, die ich nach dem letzten Sturm traf, mich darauf ansprach. Natur und Mensch sind einfach enger verbunden irgendwie. Mensch und Mensch vielleicht auch. Gestern traf ich Sander. “You’re the new guy”, sagte er. Man kennt sich hier.
[Verfasst am 19.01.2022]
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