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  • matthessierk

Vom Alleinsein, der Verletzlichkeit und den Grenzen des Selbst



Immer wieder gerate ich an die Grenzen meines Selbst. Bin ich ich, weil ich hier alleine bin? Oder sorgt das alleine sein dafür, dass ich häufiger nicht ich bin, weil ich nicht alleine sein will. Eigentlich bin ich hier auf der Insel nicht alleine. Die kurzen Tage, die viele Dunkelheit sind eigentlich kein großes Problem für mich. Aber ich merke schon, dass es die Zeit des Alleinseins hervorhebt. Sie exponiert. Sie schwerer macht vielleicht.


Merke dann gerade abends auch gerne mal, dass ich mich von mir entferne, um nicht alleine zu sein. Draußen tobt der Sturm. Sturm Malik. Naja, eigentlich sind hier nur die Ausläufer. Aber gerade jetzt wo ich anfange zu schreiben, drücken einige Böen das Boot ordentlich auf die Seite. Wenn andere nicht auf dich als die Person reagieren, die du bist, ist das schwierig. Für mich ist das schwierig. Klar, ich wohne auf einem Segelboot. Alleine das wird als abnormal angesehen. Bei vielen Dingen kann ich nicht mitreden. Entweder weil ich einfach keinen Bezug dazu habe oder weil es mich nicht interessiert. Damit mache ich mich manchmal aktiv zu Außenseiter. Dass das langfristig natürlich zu meinem Besten ist, ich selbst zu sein, ist klar. Aber in die andere Richtung abzubiegen als die anderen, fühlt sich auch häufig einfach schlecht an. Da ist die Verlockung auch mal groß, einfach so zu tun, als sei ich nicht anders. Aber am Ende fühle ich mich immer schlecht. Weil Verbundenheit eh nicht entsteht. Es ist nur die Angst vor dem Alleinsein. Dem Aushalten.


Und dann ärgere ich mich wieder über die Oberflächlichkeit. Eigentlich sind wir doch alle so verletzlich. Warum zeigen wir es nicht. Warum müssen wir “hard to get” spielen oder so kalt sein. Mit Offenherzigkeit scheint man da schnell auf die Schnauze zu fliegen. Komisch, wenn nett fast schon mit langweilig gleichgesetzt wird. Oder ist es einfach die Strafe dafür, dass Herzlichkeit nicht das eigentliche Motiv war, sondern nur der Wunsch nicht mehr alleine zu sein?


Der Ausweg ist so oder so Verletzlichkeit zu zeigen. Zu sagen, dass man sich auch mal wieder eine Umarmung wünscht. Ich wünsche mir das gerade. Viele sagen ich sei mutig. Ich denke das bin ich. Aber ich bin auch schwach.


[Verfasst am 29.01.2022]

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